Christina Mergel

Promovierende/-r - Kohorte 1
Germanistische Mediävistik

Christina Mergel hat in Leipzig und Oslo Germanistik studiert. Den Masterabschluss erwarb sie mit einer Arbeit zur „Funktionalisierung von Sprache in der Prosa Thomas Bernhards“. Vor allem durch ihre Mitarbeit am Forschungsprojekt „Diebold Lauber – digital“ (Universität Leipzig), das den elsässischen Handschriftenbetrieb der sog. ‚Lauber-Werkstatt‘ untersuchte, verlagerte sich ihr wissenschaftliches Interesse in die germanistische Mediävistik. Neben der ‚Lauber-Werkstatt‘ und den sie umgebenden medialen Veränderungen des 15. Jahrhunderts sind ihre Forschungsschwerpunkte Kodikologie und Überlieferungsgeschichte sowie Mensch-Tier-Beziehungen. Als exemplarische Untersuchung bekannter Fabelstoffe in einer spätmittelalterlichen Handschrift aus dem ‚Lauber‘-Kontext vereinigt ihr Dissertationsprojekt einige der genannten Ansätze miteinander. Zusätzlich zu ihren akademischen Tätigkeiten hat sie ein Lektoratsvolontariat abgeschlossen und verfügt über breite Erfahrungen im Verlagswesen (Belletristik, Sachbuch, Fachzeitschriften).

Christina Mergel

Friedrich-Schiller-Universität Jena
GRK 2792 (Theologische Fakultät)
Fürstengraben 6
07743 Jena

Forschungsprojekt

„Edelsteine im Umbruch – Die Umsetzung von Fabelstoffen im Textzeugen Cod. Bodmer 42 (15. Jahrhundert)" (Arbeitstitel)

Das Forschungsvorhaben stellt die Handschrift Cod. Bodmer 42 (1455–1460, Bibliotheca Bodmeriana, Cologny/Genf) ins Zentrum der Untersuchung, um davon ausgehend Fragen zu heteronomen Abhängigkeiten und autonomen Text-Umsetzungen an einem konkreten Gegenstand zu verhandeln. Der Codex überliefert Ulrich Boners Edelstein und ist im Produktionszusammenhang der sog. ‚Lauber-Werkstatt‘ entstanden. Insofern gehört Cod. Bodmer 42 unter den beiden Gesichtspunkten ‚Werkzugehörigkeit‘ und ‚Herstellungskontext‘ zwei Corpora an, die sich überschneidend nur in diesem einen Textzeugen erhalten haben. Inwiefern der Codex von den Konventionen dieser beiden Corpora abhängt und inwiefern seine Umsetzung eigengesetzlichen Kriterien folgt, ist im Rahmen der Dissertation zu klären.

Die Konzentration auf gerade diesen Textzeugen begründet sich in seiner Singularität, die sich sowohl im Material als auch in den Inhalten spiegelt. Cod. Bodmer 42 weist beispielsweise Besonderheiten auf in Textbestand und -abfolge, in der Zweisprachigkeit aus Latein und Volkssprache, in der Ausstattung, in den inter- und paratextuellen Bezügen und in seinem bilderlosen Zustand, der in der Forschung als „halbfertig“ bezeichnet wurde.

Die Handschrift soll dabei in ihren kulturell-historischen Kontexten, wie etwa dem Medienwandel und der zunehmenden volkssprachigen Schriftlichkeit, verortet werden. Denn – so lautet eine Hauptthese des Vorhabens – in diesem Textzeugen manifestieren sich Reaktionen sowohl auf die Innovationen und Veränderungen seiner Zeit (z. B. Buchdruck, Rationalisierungs- und Ökonomisierungsprozesse) als auch auf bekannte und etablierte Traditionen (z. B. die europäische Fabelüberlieferung, insbesondere Boners Edelstein, die Handschriftenproduktion der ‚Lauber-Werkstatt‘). So sollen sich wechselseitig Rückschlüsse ergeben von den zeitgenössischen Veränderungen und Traditionslinien auf die Besonderheiten der Handschrift und vice versa.

Ziel des Forschungsprojekts ist es, diese Besonderheiten im und am konkreten Objekt zu ordnen, auszuwerten und zu deuten. Dafür kommen Methoden der Kodikologie, der Paläographie und der Stemmatologie ebenso zum Einsatz wie literaturwissenschaftliche Ansätze zur Textimmanenz, Intertextualität, Rezeptionsästhetik und Editionsphilologie. Eine Transkription der Handschrift nach den Richtlinien der TEI ist vorgesehen.

Curriculum Vitae

seit 03/2024 – Wissenschaftliche Mitarbeiterin, KU Eichstätt-Ingolstadt, Editionsprojekt: „Boners Edelstein – digital“

seit 01/2023 – Doktorandin (Germanistische Mediävistik), Friedrich-Schiller-Universität Jena; Mentorinnen: Prof. Dr. Sophie Marshall (Jena), Prof. Dr. Sabine Griese (Leipzig), Prof. Dr. Susanne Daub (Jena)

10/2022–05/2023 – Wissenschaftliche Hilfskraft, Staatsbibliothek zu Berlin, Projekt: Katalogisierung mittelalterlicher Handschriften (EAB Paderborn)

07/2022–09/2022 – Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Leipzig

04/2022–07/2022 – Stipendiatin, Herzog August Bibliothek zu Wolfenbüttel (Doktorand:innenstipendium der Rolf und Ursula Schneider-Stiftung)

10/2021–03/2022 – Stipendiatin, Universität Genf / Bibliotheca Bodmeriana (Doctoral Exchange Grant der Zeno Karl Schindler Stiftung)

10/2019–09/2021 – Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Leipzig

04/2018–07/2018 – Stipendiatin, Herzog August Bibliothek zu Wolfenbüttel (Stipendium „Digital Humanities“ des Forschungsverbunds Marbach Weimar Wolfenbüttel)

12/2017–09/2019 – Copy-Editorin, le-tex publishing services GmbH (Leipzig)

04/2017–11/2017 – Volontärin, Verlag Nagel & Kimche (Zürich)

08/2014–12/2015 – Wissenschaftliche Hilfskraft, Universität Leipzig, Projekt: „Diebold Lauber – digital

10/2012–09/2015 – Studium: M.A. Germanistik, Universität Leipzig

10/2012–03/2013 – Studentische Hilfskraft, Universität Leipzig

10/2009–09/2012 – Studium: B.A. Germanistik, Universität Leipzig / Universität Oslo (ERASMUS, 08/2011–04/2012)

Präsentationen

„Nothing to see...? How the Crisis in Manuscript Production Displaced the Images“ Leeds International Medieval Congress, University of Leeds (03.07.2024)

„Bilderhandschriften ohne Bilder. Die Modifizierung etablierter Arbeitsschritte in der späten ‚Lauber-Werkstatt‘“ Kolloquium des Graduiertenkollegs, Jena (22.04.2024)

„Cod. Bodmer 42 – ein ‚Halbfertigprodukt‘?“ Sommerkurs „Inschrift – Handschrift – Buchdruck. Medien der Schriftkultur im späten Mittelalter“,Greifswald (21.06.2023)

„Gang hin du arme creatur. Zur Inszenierung der Tierfiguren in Ulrich Boners Edelstein“ Tagung „Zwischen Allegorese und Agency. Zur Narratologie mittelalterlicher Tierfiguren“, München (15.06.2023)

„Boners Werk und Laubers Beitrag? Die Edelstein-Handschrift Cod. Bodmer 42 im Gefüge zweier Korpora“ Kolloquium des Graduiertenkollegs, Jena (08.05.2023)

„Mehr als nur Material. Zu Entstehungskontexten von Cod. Bodmer 42 in seinen Werkstoffen“ Graduiertentagung „Überlieferungs- und Provenienzgeschichte als Kulturgeschichte. Der Zeugniswert mittelalterlicher Handschriften“, Freiburg i. Üe./Schweiz (06.09.2022)

„Edelsteine im Umbruch. Cod. Bodmer 42 als ein (Halbfertig-)Produkt des 15. Jahrhunderts?“ 18. OFFG, Freiburg i. Br. (28.04.2022)

„Überlegungen zur Singularität von Cod. Bodmer 42“ Westschweizer mediävistisch-germanistisches Forschungscolloquium, Genf/Schweiz (11.03.2022)

„Ein Blick ins Material. Zur Kodikologie von Cod. Bodmer 42“ 16. Freiburg-Leipzig-Forum, Leipzig (16.02.2022)

„Eine TEI-Transkription von Cod. Bodmer 42. Möglichkeiten einer digitalen Edition“ 15. Freiburg-Leipzig-Forum, Freiburg i. Br. (15.08.2021)

„Boners Werk und Laubers Beitrag? Zu den Gliederungselementen in Cod. Bodmer 42“ 14. Freiburg-Leipzig-Forum, Leipzig (14.03.2020)