Johanna von Nathusius
Promovierende/-r - Kohorte 1
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Promovierendensprecher/-in
Klassische Philologie/ Gräzistik
Klassische Philologie/ Latinistik
Klassische Philologie/ Latinistik
Forschungsprojekt
„Sohn von Tantalos, entgegen früheren werde ich von dir erzählen“, formuliert Pindar selbstbewusst in der ersten olympischen Ode, und unterscheidet in demselben Lied auch zwischen wahren Geschichten und lügenhaften, bunten Mythen. Doch nicht nur Pelops, auch Herakles, Asklepios und viele andere namhafte Heroen der griechischen Mythologie werden bei Pindar anders dargestellt als in den uns heute bekannten „üblichen“ Erzählvarianten.
Das Dissertationsprojekt geht der Frage nach, wie Pindar in seinen Oden aus der Abhängigkeit von den für ihn autoritativen Prätexten heraus eine eigene Erzählweise eines Mythos entwickelt. Wer sind die Vorbilder, von denen er sich so explizit abwendet? Welche Mythen wählt er für seine Texte? Worin unterscheiden sich seine Mythosvarianten von den Prätexten? Zu welchen veränderten Aussagen kommen seine Mythenkorrekturen und welchen Effekt haben sie auf die weitere Rezeption der Mythen?
Um die zahlreichen Fragen zufriedenstellend zu beantworten, wird ein möglichst umfassendes Corpus der mythischen Erzählungen in Pindars Oden erstellt. Die Texte des Corpus‘ werden als komplexe Datenbank aufgeschlüsselt, sodass Pindars Varianten mit möglichen Prätexten oder bildlichen Darstellungen, die für Pindar autoritativ gewesen sein könnten, verglichen werden können. Die Datenbank der Prätexte wird von einer Datenbank mit Metatexten von Pindars Zeitgenossen (z.B. Bakchylides, Aischylos, …) oder Nachfolgern (z.B. Appollodor, Hygin, …) ergänzt, von denen sich Rückschlüsse auf Pindars Erzählvariante ziehen lassen.
Anhand des Vergleichs von stofflichen und thematischen Elementen des Mythos, sowie von Wortwahl und Erzählstruktur, werden die Bausteine in Pindars Mythenvarianten in etablierte und korrigierte Elemente gefiltert, um die Heteronomie und Autonomie des Textes genau beschreiben zu können. Pindars Vorgehensweise wird durch dieses Verfahren sichtbar, und Vermutungen der Forschung zu religiösen oder gesellschaftlichen Aussagen von Pindars Texten können neu eingeschätzt werden.
Einige der von Pindar bearbeiteten Mythen sind bereits als singuläre Erscheinungen oder auch in ihrem Verhältnis zu literarischen Vorbildern, wie Homer oder Hesiod, untersucht worden. Diese Arbeit versucht nun, das gesamte Verhältnis von Pindars Neugestaltungen zu ihren Vorbildern zu betrachten, und deren Stellung zwischen textueller Abhängigkeit und Selbständigkeit auszuloten.
Curriculum Vitae
2009 – 2016: Staatsexamen Deutsch und Latein JM Gymnasium an der FSU Jena; Examensarbeit: Das Auguralwesen in der späten römischen Republik
06/2010 – 11/2010: Studentische Hilfskraft am Institut für Germanistische Literaturwissenschaft, Jena
11/2011 – 01/2012: Studentische Hilfskraft am Indogermanistischen Institut, Jena
2013 – 2019: Staatsexamen Griechisch JM Gymnasium an der FSU Jena
01/2017 – 08/2018: Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients, Jena
01/2017 – 03/2022: Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Klassische Philologie: Gräzistik, Jena
06/2019 – 05/2020: Elternzeit
Präsentationen
13.06.2015: „Moderne Wortschatzarbeit im 17. Jahrhundert – Der Orbis Pictus von Johann Amos Comenius“ auf den 20. Aquilonia an der Humboldt-Universität Berlin
23.07.2017: „Und was geschah nach dem Muttermord? Eine intertextuelle Untersuchung des Orestes-Mythos im 16. Jahrhundert“ auf den 22. Aquilonia an der Universität Hamburg
02.07.2022: „Das Labyrinth des Psammetichos. Untersuchungen zu Pomponius Mela: De chorographia libri tres, I, 49-77“ auf dem Nachwuchsforum 2022 an der Humbolt-Universität Berlin
15.04.2023: „Afranius, Epistula. Analyse einer lemmabasierten Datenbank“ auf dem Nachwuchsforum 2023 an der Universität Leipzig
24.06.2023: „Pindars Mythenkorrekturen – Das Zusammenspiel von Heros und Agon am Beispiel der Olympischen Oden“ auf den 26. Aquilonia an der Freien Universität Berlin