Jonathan Trächter

Assoziierte/-r Promovierende/-r
Klassische Philologie/ Gräzistik

Jonathan Trächtler ist assoziiertes Mitglied am DFG-Graduiertenkolleg 2792 „Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter“ und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Gräzistik an der FSU Jena. Er promoviert über die Rezeption des aristotelischen Zeitbegriffs in den altgriechischen Kommentaren bzw. Paraphrasen zur aristotelischen Physik. Er hat in Jena den B.A. Altertumswissenschaften und Psychologie sowie den M.A. Griechischen und Lateinischen Philologie (Antike bis Humanismus) abgeschlossen und danach ein Lehramtsstudium der Fächer Latein, Griechisch und Physik begonnen.

Sein Interesse gilt unter anderem der antiken Naturwissenschaft bzw. -philosophie. An der Universität hat er sich in der Lehre und Gremienarbeit engagiert.

 

Jonathan Trächter

Friedrich-Schiller-Universität Jena
GRK 2792 (Theologische Fakultät)
Fürstengraben 6
07743 Jena

Forschungsprojekt

Die Zeittheorie, die Aristoteles im vierten Buch seiner Physikvorlesung entwickelt, ist eine seiner meistbehandelten Stellen. Aristoteles fasst sich oft sehr kurz, was bei der Behandlung mancher Probleme das Verständnis erschwert oder fast schon unmöglich macht. Die erhaltenen Kommentare in altgriechischer Sprache, die allesamt zumindest vom Neuplatonismus beeinflusst sind, bieten hier wertvolle Erläuterungen. Indem die Kommentatoren einen auch für sie schweren Text einfacher machen wollen, müssen sie den aristotelischen Text durch eigene Interpretationen ergänzen, sodass sich insgesamt eine sinnvolle und verständliche Theorie der Zeit ergibt.

Ich will die bisher edierten Physikkommentare (und -paraphrasen), die in altgriechischer Sprache geschrieben sind, vergleichend untersuchen. Es handelt sich um die Paraphrase des Themistios und die Kommentare von Ioannes Philoponos, Simplikios und Michael Psellos. Dass diese Werke trotz der typisch heteronomen Gattungen in erheblichem Maße eigenständig sind, zeigt der Kommentar des Simplikios ganz deutlich, der viele Stellen in der aristotelischen Zeitabhandlung zu erklären versucht, an manchen Stellen aber auch deutlich widerspricht und am Ende sogar noch ein ‚Corollarium‘ anhängt, in dem er eine eigene alternative Zeittheorie darbietet. Aber auch die anderen Kommentatoren können sich nicht dem aristotelischen Denken unterwerfen, weil der Ausgangstext schlicht zu vieles offen lässt. Die Kommentatoren müssen also eigenmächtig Entscheidungen treffen, wenn sie eine plausible und verständliche Theorie darlegen wollen.

In meiner Dissertation werde ich die genannten Kommentare zu Arist. Phys. IV 10-14 sowie das ‚Corollarium de tempore‘ des Simplikios daraufhin untersuchen, wie sie mit dem aristotelischen Text und seinen Problemen umgehen. Die Lösungsansätze sollen mit dem Ausgangstext und untereinander verglichen werden, sodass letztlich auch Aussagen über die Gedankenwelt der Kommentatoren gemacht werden können und darüber, was eine Zeittheorie für die jeweiligen Philosophen haben muss, um befriedigend zu sein.  Die Kommentatoren sollen dabei als eigenständige Denker verstanden werden, die sich in einem zeitübergreifenden philosophischen Diskurs miteinander befinden.

Curriculum Vitae

Seit 2021 Studium LAG Latein und Griechisch (Zusatzmodule für die Erweiterungsprüfung in Physik) an der FSU Jena
2018-2021 Studium M.A. Griechische und lateinische Philologie (Antike bis Humanismus) an der FSU Jena 2015-2018
2015-2018 Studium B.A. Altertumswissenschaften und Psychologie an der FSU Jena
Tätigkeiten
2023-2025 Lehrauftrag für die Griechische Sprachkompetenz I/II (Stilübungen) an der FSU Jena
2020-2025 Tutor für die Graecumskurse
2018-2025 Mitglied Fachschaftsrat Altertumswissenschaften
2018-2025 Studentische/Wissenschaftliche Hilfskraft an der Papyrussammlung bei Prof. Dr. Rainer Thiel
2018 Praktikum an der Papyrussammlung in Leipzig bei Dr. Almuth Märker
2017-2025 Studentische/Wissenschaftliche Hilfskraft in der Latinistik bei Prof. Dr. Meinolf Vielberg

Präsentationen

06.01.2025 „Von Philosophen, ‚Idioten‘ und ihren Kommunikationsproblemen: Lukians ‚vitarum auctio‘ und ‚revivescentes‘“ im Leipziger Lukian-Kolloquium an der Universität Leipzig
26.04.2025 „Orosius, der Patriot“ beim Nachwuchsforum Latein an der MLU Halle-Wittenberg zum Thema „Orosius – Historiae adversus paganos“