Jonathan Trächter
Assoziierte/-r Promovierende/-r
Klassische Philologie/ Gräzistik

Forschungsprojekt
Die Zeittheorie, die Aristoteles im vierten Buch seiner Physikvorlesung entwickelt, ist eine seiner meistbehandelten Stellen. Aristoteles fasst sich oft sehr kurz, was bei der Behandlung mancher Probleme das Verständnis erschwert oder fast schon unmöglich macht. Die erhaltenen Kommentare in altgriechischer Sprache, die allesamt zumindest vom Neuplatonismus beeinflusst sind, bieten hier wertvolle Erläuterungen. Indem die Kommentatoren einen auch für sie schweren Text einfacher machen wollen, müssen sie den aristotelischen Text durch eigene Interpretationen ergänzen, sodass sich insgesamt eine sinnvolle und verständliche Theorie der Zeit ergibt.
Ich will die bisher edierten Physikkommentare (und -paraphrasen), die in altgriechischer Sprache geschrieben sind, vergleichend untersuchen. Es handelt sich um die Paraphrase des Themistios und die Kommentare von Ioannes Philoponos, Simplikios und Michael Psellos. Dass diese Werke trotz der typisch heteronomen Gattungen in erheblichem Maße eigenständig sind, zeigt der Kommentar des Simplikios ganz deutlich, der viele Stellen in der aristotelischen Zeitabhandlung zu erklären versucht, an manchen Stellen aber auch deutlich widerspricht und am Ende sogar noch ein ‚Corollarium‘ anhängt, in dem er eine eigene alternative Zeittheorie darbietet. Aber auch die anderen Kommentatoren können sich nicht dem aristotelischen Denken unterwerfen, weil der Ausgangstext schlicht zu vieles offen lässt. Die Kommentatoren müssen also eigenmächtig Entscheidungen treffen, wenn sie eine plausible und verständliche Theorie darlegen wollen.
In meiner Dissertation werde ich die genannten Kommentare zu Arist. Phys. IV 10-14 sowie das ‚Corollarium de tempore‘ des Simplikios daraufhin untersuchen, wie sie mit dem aristotelischen Text und seinen Problemen umgehen. Die Lösungsansätze sollen mit dem Ausgangstext und untereinander verglichen werden, sodass letztlich auch Aussagen über die Gedankenwelt der Kommentatoren gemacht werden können und darüber, was eine Zeittheorie für die jeweiligen Philosophen haben muss, um befriedigend zu sein. Die Kommentatoren sollen dabei als eigenständige Denker verstanden werden, die sich in einem zeitübergreifenden philosophischen Diskurs miteinander befinden.
Curriculum Vitae
Seit 2021 | Studium LAG Latein und Griechisch (Zusatzmodule für die Erweiterungsprüfung in Physik) an der FSU Jena |
2018-2021 | Studium M.A. Griechische und lateinische Philologie (Antike bis Humanismus) an der FSU Jena 2015-2018 |
2015-2018 | Studium B.A. Altertumswissenschaften und Psychologie an der FSU Jena |
Tätigkeiten |
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2023-2025 | Lehrauftrag für die Griechische Sprachkompetenz I/II (Stilübungen) an der FSU Jena |
2020-2025 | Tutor für die Graecumskurse |
2018-2025 | Mitglied Fachschaftsrat Altertumswissenschaften |
2018-2025 | Studentische/Wissenschaftliche Hilfskraft an der Papyrussammlung bei Prof. Dr. Rainer Thiel |
2018 | Praktikum an der Papyrussammlung in Leipzig bei Dr. Almuth Märker |
2017-2025 | Studentische/Wissenschaftliche Hilfskraft in der Latinistik bei Prof. Dr. Meinolf Vielberg |
Präsentationen
06.01.2025 | „Von Philosophen, ‚Idioten‘ und ihren Kommunikationsproblemen: Lukians ‚vitarum auctio‘ und ‚revivescentes‘“ im Leipziger Lukian-Kolloquium an der Universität Leipzig |
26.04.2025 | „Orosius, der Patriot“ beim Nachwuchsforum Latein an der MLU Halle-Wittenberg zum Thema „Orosius – Historiae adversus paganos“ |