Julia Ehinger (geb. Ritz)
Promovierende/-r - Kohorte 1
Altes Testament
Forschungsprojekt
"Die Psalmen Salomons im Spannungsfeld von Autonomie und Heteronomie: eine Untersuchung zu stilistisch-formalen und theologischen Abhängigkeiten vom 'kanonischen' Psalter"
Zusammengestellt wurde die pseudepigraphische Gebetssammlung der 18 Psalmen Salomos (PsSal) aller Wahrscheinlichkeit nach im 1. Jhdt v. Chr., d.h. in einer Zeit, in der die Kanonfrage des weisheitlichen Teils der hebräischen Bibel noch nicht abschließend beantwortet war. Diejenigen Psalmen, die uns in der jüdisch-christlichen Tradition heute als kanonisch gelten, hatten zu dieser Zeit jedoch bereits weite Kreise gezogen. Sie prägten die stilistisch-formale Gestaltung der salomonischen Psalmen hinsichtlich ihrer Sprache, Motivik und Komposition, bezüglich der Einzelüberschriften und des Stils. Zugleich setzen sie sich inhaltlich-theologisch mit ähnlichen Themen auseinander, insbesondere mit der Frage nach Gottes Gerechtigkeit und einer entsprechenden Lebensgestaltung des frommen Menschen. Allerdings lassen sich die PsSal im Verhältnis zu den „kanonischen“ Psalmen auch als autonom in beiderlei Hinsicht beschreiben. Wie sich dieses Verhältnis von Autonomie und Heteronomie genau gestaltet, soll Thema der vorgestellten Forschungsarbeit sein.
In der bisherigen Forschung lässt sich ein deutliches Bewusstsein erkennen, dass die PsSal von den prophetischen und weisheitlichen Texten des ATs abhängig sind und auch dafür, dass sich diese Abhängigkeit verschiedentlich ausdrückt: durch Inhalt und Gedanken, Ausdrucksweise und anderes (vgl. JSHRZ, Bd.4, Lieferung 2). Dies macht auch die Textausgabe der PsSal von Rahlfs deutlich, in der alttestamentliche Anspielungen andeutungsweise aufgeführt werden. Es ist demnach bereits bekannt, dass sich sprachliche und theologische Ähnlichkeiten zum kanonischen Psalter erkennen lassen. Somit ist die Grundbeobachtung der Heteronomie der PsSal vielfach in den einschlägigen Veröffentlichungen zu den PsSal festgehalten worden. Es fehlt jedoch eine systematische und detaillierte Analyse, inwiefern sich der Sprachstil, der Aufbau, die Art der Entstehung, die Theologie, Motivik und letztlich die Funktion des salomonischen Psalters an den kanonischen Psalter anlehnt und und worin er sich (explizit abgrenzend?) von ihm unterscheidet und angesichts der historischen Ereignisse seiner Zeit ein theologisches Proprium entwickelt.
Insgesamt soll in einem ersten Teil der Arbeit der Fokus auf die stilistisch-formalen Merkmale der beiden Gebetssammlungen untersucht werden und in einem zweiten Teil die theologische Motivik untersucht werden, um jeweils abschließend eine Analyse zur Heteronomie und Autonomie der beiden Psalter vorzunehmen.
Curriculum Vitae
2014 – 2018 B.A. Evangelische Theologie
2018 – 2022 M.A. Zwei-Fach-M.A. Evangelische Theologie und Philosophie
2022 – 2023 Gemeindepädagogin im Ev. Kirchenkreis Jena
Seit 2023 Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Graduiertenkolleg „Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter“
Wissenschaftliche Vernetzung:
Fachgruppe für AT in Berlin (März 2023)
4. Forum für junge Theologie Erfurt (Juni 2023)
Archäologische Ausgrabung in TelShaddud (Juli 2023)
Beyond Canon in Regensburg (seit April 2023)
Präsentationen
„Die Gerechtigkeit Gottes als zentrales Thema der Psalmen Salomos“ – June 2023: at our graduate college and our OT doctoral college (Jena and Bochum)
Psalm Salomos 17" - Gastvortrag / Theoriewerkstatt (Jena)
"Pslam Salomos 17 - Beobachtungen und Frage am Text" - 20. Dezember 2023 alttestamentlichen Sozietät (HU Berlin)
„Du, Herr, hast David als König über Israel erwählt“ (PsSal17,4) -Auf den intertextuellen Spuren des DtrG in PsSal17- 20. April 2024 AT-AG-(Leipzig)