Lennart Smerda

Assoziierte/-r Promovierende/-r
Mittel- und neulateinische Philologie

Forschungsprojekt

Aufgeteilt in 12 Bücher, die jeweils den Titel eines Tierkreiszeichens tragen, behandeln die rund 10.000 hexametrischen Verse des Zodiacus Vitae ein breites Spektrum von Themen, die den Leser zur vermeintlich richtigen Lebensgestaltung führen sollen. In den narrativen Passagen bereist der Erzähler auf der Suche nach dem summum bonum verschiedene Orte und begegnet vielfältigen Figuren, sowohl historischen, wie Epikur, als auch allegorischen, wie der personifizierten Tugend, die ihn über Leben und Tod, irdische und geistige Güter belehren. In anderen, eher essayistischen Textabschnitten erörtert der Erzähler Themen, die das Alltagsleben der Menschen betreffen, z. B. Heirat, Bildung und angemessene Mittel zur Bestreitung des Lebensunterhalts, aber auch metaphysische Fragen, etwa wenn er über die Ontologie der menschlichen Seele, Gott und das Universum schreibt. Seine rationalisierenden Tendenzen sowie die zahlreichen Anklagen gegen die angeblich dekadente Kirche haben Palingenius einen wohlverdienten Platz in der ersten Auflage des Index librorum prohibitorum eingebracht. Dennoch wurden in der Folgezeit mehr als 68 Ausgaben in der Schweiz, in Frankreich, den Niederlanden, Deutschland, Schweden und England gedruckt, wo die Nutzung als Schulbuch wichtige Dichter der Renaissance, wie William Shakespeare und John Milton, beeinflusste.

 

Der erste Schritt meiner Arbeit besteht darin, explizit heteronome literarische Muster zu identifizieren, mit denen der Zodiacus Vitae reichlich gefüllt ist. So stößt der Leser beispielsweise auf generische Muster, die an die bukolische oder epische Literatur anschließen. Er wird mit bekannten literarischen Motiven konfrontiert, etwa wenn er Zeuge eines Unterweltbesuchs wird (als descensus oder κατάβασις bezeichnet) oder eines sarkastischen Welttheaters wider die verkommene Gesellschaft (theatrum mundi). Indem diese Muster mit ihren jeweiligen Prätexten oder, allgemeiner, mit literarischen Konventionen verglichen werden, kann ihr Grad der Autonomie herausgearbeitet werden. Durch die Beantwortung der Frage, weshalb der Autor jeweils eine bestimmte literarische Taktik anwendet, erhoffe ich mir, ganzheitlichere Schlussfolgerungen hinsichtlich des literarischen Werts des Zodiacus Vitae, seines Zwecks und seiner beabsichtigten Leserschaft ziehen zu können.

Curriculum Vitae

Oktober 2011 - Februar 2017      Studium Lehramt Gymnasium Latein, Altgriechisch und Wirtschaftslehre/Recht (Staatsexamen) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

August 2014 - April 2015             Studium Latein und Altgriechisch an der Università di Bologna.

März 2017 - September 2017     Studium Alt- und Neugriechisch an der Aristoteles Universität Thessaloniki.

Oktober 2017 - Juli 2019              Studium Lehramt Gymnasium Deutsch als Zweit- und Fremdsprache (Staatsexamen) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

August 2019 - Januar 2021          Lehramtsanwärter für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Latein und Wirtschaft/Recht am Marie-Curie-Gymnasium Bad Berka.

Februar 2021 - Juli 2023               Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Januar 2023                                     Assoziiertes Mitglied des DFG-Graduiertenkollegs 2792:

                                                           Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter.

 

August 2023                                    Lehrer für die Fächer Latein und Wirtschaft/Recht am Sportgymnasium „Joh. Chr. Fr. GutsMuths“ Jena.