Maja Menzel

Assoziierte/-r Promovierende/-r
Kirchengeschichte
Maja Menzel

Friedrich-Schiller-Universität Jena
GRK 2792 (Theologische Fakultät)
Fürstengraben 6
07743 Jena

Forschungsprojekt

"Die Origenes-Rezeption in den Annotationes in Epistulam ad Romanos des Erasmus von Rotterdam"

Im Jahr 1516 veröffentlichte Erasmus von Rotterdam die erste zweisprachige Druckausgabe des Neuen Testaments, das Novum Instrumentum omne. Der kritische griechische Text und dessen lateinische Übersetzung sind von wegweisender Bedeutung für den als maßgeblich angesehen neutestamentlichen Bibeltext in der Frühen Neuzeit (sog. textus receptus). Erasmus konsultierte hierfür mittelalterliche griechische Manuskripte und sämtliche greifbare Kommentarliteratur aus Antike, Mittelalter und Renaissancehumanismus, um seinen kritischen Bibeltext auf eine möglichst breite Quellengrundlage zu stellen. Alle Änderungen, die er am herkömmlichen lateinischen Wortlaut der Vulgata vornahm, wies er mit zahlreichen Erläuterungen in den »Anmerkungen« (Annotationes) zum Neuen Testament nach.

Erasmus’ Beschäftigung mit dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom ist von Anfang an eng verbunden mit der Auseinandersetzung mit dem Denken und Werk des Origenes, der in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts den ersten bekannten Kommentar zum Römerbrief verfasst hatte. Im Zuge seiner Römerbriefexegese und –übersetzung wurde dieses Werk in lateinischer Übertragung Rufins von Aquileia für Erasmus zu einer wichtigen Bezugsgröße. Die Annotationes in Epistulam ad Romanos zeugen davon, dass Erasmus ­– im vollen Bewusstsein um die Schwierigkeiten der Überlieferungslage und historischen Kontextualität – Origenes in methodologischen, hermeneutischen und theologischen Fragen sowie als Leser des griechischen Bibeltexts konsultierte, den er selbst zu erhellen beabsichtigte (vgl. auch Godin 1982).

In meiner Dissertation möchte ich untersuchen, unter welchen Perspektiven Erasmus Origenes’ literarisches Werk rezipierte und inwieweit dies den Blick des Erasmus auf den Römerbrief lenkte. Außerdem sollen die vier weiteren zu Lebzeiten des Erasmus erschienenen, jeweils überarbeiteten Ausgaben der Annotationes in Romanos verglichen und auf Änderungen und deren Gründe befragt werden.

Die gezielte Untersuchung der Rezeptionsstrategien des Erasmus, ihrer Hintergründe und Folgen für das Verständnis des Römerbriefes als eines zentralen Textes für die Identität und Geschichte des Christentums soll dazu beitragen, die Bedeutung des Origenes für die denkerischen Entwicklungen zu Beginn der Frühen Neuzeit zu erhellen.

Curriculum Vitae

seit 01/2023 Assoziiertes Mitglied im Graduiertenkolleg „Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter“

  • Mentorat: Prof. Dr. Katharina Bracht; Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr (FSU Jena); extern: Prof. Dr. Dr. Alfons Fürst (WWU Münster)

seit 04/2021 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Kirchengeschichte der Friedrich- Schiller-Universität Jena (Prof. Dr. Katharina Bracht)

  • Dissertationsvorhaben: Die Origenes-Rezeption in den Annotationes in Epistulam ad Romanos des Erasmus von Rotterdam

02/2021 Erstes Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien (Ev. Religion und Kunst)

2015 - 2021 Studium Ev. Religion und Kunst für das Lehramt an Gymnasien in Jena und Weimar

  • WiSe 2017/18: Praxissemester am Christlichen Gymnasium Jena
  • SoSe 2019: Auslandssemester am Ökumenischen Institut/ Lucian-Blaga-Universität Sibiu (Rumänien)

10/2014 Beginn des Lehramtstudiums mit den Fächern Deutsch (Friedrich-Schiller-Universität Jena) und Kunst (Bauhaus-Universität Weimar)

06/2013 Abitur am Hans-Carossa-Gymnasium in Berlin

Präsentationen

2024: „Aperit fontes et rationes indicat artis theologiae - Origenes im theologischen Denken des Erasmus“

Vortrag bei der Ringvorlesung „Erasmus interdisziplinär“ an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, 30. Mai 2024

2023 "The reception of the Church Fathers in Erasmus' Annotations on the New Testament"
International Colloquium on the Legacy of Origen in Erasmus of Rotterdam (29.-30. Mai 2023), Università Vita Salute San Raffaele, Mailand (Italien)

2023 "Die Weimarer Herderkirche als Bildungsort"
7. Internationales Symposium zur Architekturvermittlung, Bauhaus-Universität Weimar, 25. März 2023

2022 „Erasmus' 'Annotationes in Epistulam ad Romanos': An introduction to the text“
Internationale Konferenz „Die origeneische Bildung des Erasmus von Rotterdam“ (22.-25. September 2022), Villa Vigoni, Menaggio (Italien)