Sebastian Weinert

Promovierende/-r - Kohorte 1
Alte Geschichte

Sebastian Weinert ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am DFG-Graduiertenkolleg 2792 „Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter“. Sein Promotionsprojekt befasst sich mit der Verwendung von Zitaten in den Werken des Eusebios von Kaisarea (4. Jahrhundert u.Z.). Dabei soll untersucht werden, welche Rolle die Einbindung und Verortung „fremder“ Textauszüge im historiographischen Konzept des Autors spielt. Die Arbeit wird betreut von Timo Stickler (Alte Geschichte, Jena), Katharina Bracht (Kirchengeschichte, Jena) und Hartmut Leppin (Alte Geschichte, Frankfurt). Sebastian besitzt einen Bachelor- sowie Masterabschluss in Geschichte von der Goethe-Universität Frankfurt am Main; bereits in seinen Abschlussarbeiten setzte er sich mit den Schriften des Eusebios auseinander. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der antiken Ideen- und Literaturgeschichte, insbesondere der Spätantike, sowie der Geschichte des frühen Christentums und dessen Verbindungen und Auseinandersetzung sowohl mit jüdischen als auch paganen Traditionen. Besonderes Augenmerk besitzt dabei die antike Historiographie, ihre Entwicklung und Rezeption.

Sebastian Weinert

Friedrich-Schiller-Universität Jena
GRK 2792 (Theologische Fakultät)
Fürstengraben 6
07743 Jena

Forschungsprojekt

"Das Geschichtsdenken des Eusebios von Kaisarea in Texten zwischen Autonomie und Heteronomie"

Eusebios von Kaisarea, der „Vater der Kirchengeschichte“, steht als zentrale Gestalt in einer Ära der Wende: Zu seinen Lebzeiten kam es zum Ende der Christenverfolgungen und der erste römische Kaiser wurde getauft. In literarischer Form verarbeitete Eusebios die Ereignisse seiner Zeit sowohl historisch als auch theologisch. Die teils von ihm neugeschaffenen literarischen Genera entwickelten eine Wirkung, die Jahrhunderte andauern sollte: Seine Kirchengeschichte und seine Chronik wurden zu literarturgeschichtlichen Beispielen, an die eine Vielzahl von Nachfolgern anknüpfte. Als Historiker hat er mithin bleibenden Einfluss entfaltet. Zugleich darf man den Historiker Eusebios nicht nur durch die Untersuchung seiner im klassischen Sinne als historisch eingeordneten Schriften zu verstehen versuchen. Sein historisches Denken spiegelt sich in allen seinen Werken wider; theologische, apologetische und exegetische Gedanken waren für ihn immer auch mit Geschichte verbunden.

Diese grundsätzliche Annahme liegt dem Dissertationsprojekt zugrunde. Gegenstand der Untersuchung ist Eusebiosʼ apologetisches Doppelwerk aus Praeparatio Evangelica und Demonstratio Evangelica, welches eine Art christliche Vorgeschichte darstellt, jedoch vornehmlich aus theologischer und patristischer Perspektive gelesen wird. Im Aufbau besteht die Schrift aus einer Vielzahl von Zitaten aus älterer Literatur, die herangezogen werden, um Eusebiosʼ Argumentation zu illustrieren. Aufgrund dieser Struktur ist das Werk häufig als „Steinbruch“ verwendet worden, um Fragmente verlorengegangener Autoren zu extrahieren — Eusebios selbst ist dabei als eigenständiger Schriftsteller häufig missachtet worden. Eine ideengeschichtlich geleitete Analyse der von Eusebios herangezogenen Quellen – mit einer Konzentration zum einen auf die Abhängigkeit, die Heteronomie, in die sich der Autor bewusst stellt, zum anderen auf die Selbstständigkeit, die Autonomie, die er dabei entwickelt – verspricht eine bessere Einordnung der historischen Konzeptionen dieses wichtigen Schriftstellers.

Curriculum Vitae

Seit Juli 2023          Mitglied der Gruppo Italiano di Ricerca su Origene e la Tradizione Alessandrina

Seit Mai 2023          Doktorand an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, DFG-Graduiertenkolleg „Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter“

2022 – 2023            M.A. in Geschichte an der Goethe-Universität Frankfurt

2022 – 2023            Studentische Hilfskraft, Goethe-Universität Frankfurt, Mittelalterliche Geschichte, Professor Dr. Jörg W. Busch

2020 – 2023            Studentische Hilfskraft, Goethe-Universität Frankfurt, Institut für England- und Amerikastudien, Amerikanische Geschichte, Professor Dr. Simon Wendt

2019 – 2023            Studentische Hilfskraft, Goethe-Universität Frankfurt, Alte Geschichte, Professor Dr. Hartmut Leppin

2017 – 2022            B.A. in Geschichte und American Studies an der Goethe-Universität Frankfurt

Veröffentlichungen

Übersetzungen:

Richard Payne, „Ein iranisches Assyrien. Die Macht der Vergangenheit in der Spätantike“, HZ 312 (2021): S. 1–33.

Präsentationen

„Eusebs Praeparatio evangelica – ein Steinbruch?“, Vortrag im Kolloquium des Graduiertenkollegs 2792 Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter, Universität Jena, 26. Juni 2024

“Conceptions of History in Eusebius’s Works: Between Heteronomy and Autonomy”, Vortrag im Rahmen der International Summer School Forms of Heteronomous Texts in Antiquity and Byzantium and Methods of Research, 24.-28. September 2023, Universität Jena

„‚Wenn über dieselben Dinge alle ein und dasselbe sagen und schreiben‘: Die Symphonie der Beweisführung in der Apologetik des Eusebios“, Vortrag im Kolloquium des Graduiertenkollegs 2792 Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter, Universität Jena, 5. Februar 2024

„‚Denn das Kennzeichen wahrer Geschichtsschreibung ist es, wenn über dieselben Dinge alle ein und dasselbe sagen‘: Heteronomie und symphonische Exegese bei Euseb von Caesarea“, Vortrag im althistorischen Kolloquium der Universität Bielefeld, 16. April 2024

“‘For it is evidence of true history if everyone both says and writes the same things about the same’: Symphonic Exegesis and Historiography in Eusebius of Caesarea”, Vortrag auf dem Princeton Graduate Exchange in Late Antique, Byzantine and Early Medieval History, 30. Mai-1. Juni 2024, Universität Mainz

“‘I think we ought to receive the history of the Hebrews from the learned among the Hebrews, and not from any other source’: National Historiography in Flavius Josephus and Eusebius”, Vortrag auf der 15. Celtic Conference in Classics, Panel Boundaries of Belonging – Discursive Negotiations of Identities, 9.-12. Juli 2024, Universität Cardiff

“Danielic Visions, the End of Polyarchy, and Rome as the μία μόναρχος ἡγεμονία: Eusebius of Caesarea’s Eschatological Concepts in a Neglected Catena Fragment (PG 24, 657–661)”, Vortrag auf der 19. International Conference on Patristic Studies, 5.-9. August 2024, Universität Oxford