Adrian Mehner

Promovierende/-r - Kohorte 1 / Promovierendensprecher/-in
Klassische Philologie/ Latinistik

Adrian Mehner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am DFG-Graduiertenkolleg 2792 „Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter“. In seinem Promotionsprojekt beschäftigt er sich mit dem spätantiken lateinischen Fabelbuch Avians und untersucht dessen Abhängigkeit und Weiterentwicklung von den Fabeln seiner Vorgänger Phaedrus, Babrios und Aesop. Adrian erwarb ein Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Latein und Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit einer Abschlussarbeit über die literarische Rhetorik in den lateinischen Fabeldichtungen von Phaedrus und Avian. In seiner Dissertation möchte er also die dort gewonnenen Erkenntnisse weiterentwickeln. Seine Forschungsinteressen liegen in der lateinischen Antike, in lateinischer Dichtung allgemein und in spätantiker lateinischer Dichtung im Besonderen sowie in der antiken Fabelliteratur. In diesen Bereichen konzentriert er sich auf die Mittel der antiken Gedichtbuchkomposition und die Weiterentwicklung von Inhalten, Erzählstoffen und Motiven. Sein Interesse besteht darin, die Systematiken sowie die Verwicklungen lateinischer Werke, ihre Intertextualität und ihr literarisches Spiel zu erkunden.

Adrian Mehner

Friedrich-Schiller-Universität Jena
GRK 2792 (Theologische Fakultät)
Fürstengraben 6
07743 Jena

Forschungsprojekt

Avian – Studien zu seinen Prätexten und deren Verarbeitung

Wohl um 400 n.Chr. verfasste der römische Autor Avian ein Werk, das sich aus 42 in elegischen Distichen gedichteten Fabeln zusammensetzt. Er folgte damit antiken Dichtern Phaedrus und Babrios, die ihre Werke ebenfalls allein aus versifizierten Fabeln bestehen ließen – der eine in lateinischen Senaren, der andere in griechischen Hinkjamben.

Die These dieser Arbeit ist es, dass sich Avian in bewusste Abhängigkeit zu seinen beiden Vorgängern begab und dadurch sowohl inhaltlich-stoffliche wie auch formal-rhetorische Züge von ihnen übernahm. Schon in seiner Prosa-Praefatio nennt er neben Aesop, Sokrates und Horaz auch Phaedrus und Babrios explizit als Vorgänger.

Avians Fabelcorpus lässt sich daher auf vielseitige Art und Weise in den Kontext der Autonomie heteronomer Texte einordnen. Eine besondere Abhängigkeit besteht zu den Fabeln des Babrios. Durch die Erweiterung sowie Aktualisierung einiger seiner Texte nimmt er eine Auslegung und Erklärung dieser vor. Es handelt sich also nicht nur um eine Collectio antiker Fabeln, sondern auch um einen Commentarius und eine Renarratio von griechischen Fabeln in lateinischer Sprache. Hier ist Avians Werk zwar inhaltlich heteronom zu dem des Babrios, löst sich aber auch von ihm im Sinne einer Aemulatio. Formal scheinen Avians Fabeln zudem von Phaedrus‘ Werk abhängig zu sein, welches dem rhetorisch-kompositorischen Ideal der Augusteischen Dichter entspricht. In gewisser Weise folgt Avian diesem Ideal in Anlehnung an Phaedrus.

Zudem bildet die Absetzung Avians von seinen Vorbildern einen wesentlichen Teil dieser Arbeit. Nicht allein Auswahl und Neuanordnung, sondern auch die Verwendung von solchen Fabeln, deren Vorlagen uns heute völlig unbekannt sind, wenn sie nicht sogar von Avian selbst stammen, sind Charakteristika seines Werks.

Diese Arbeit soll nach einer methodischen Hinführung, die literarisch-kompositorische und fabelspezifische Aspekte miteinander vereint, eine formal-ästhetische Perspektive auf Avians Fabelwerk eröffnen, seine Abhängigkeit wie auch seine Neuartigkeit gegenüber seinen Vorgängern zeigen und somit unser Bild von dem spätantiken Fabeldichter erweitern.

Curriculum Vitae

2014 – Abitur am Philipp-Melanchthon-Gymnasium Gerstungen

2021 – Erstes Staatsexamen für das Lehramt am Gymnasium in den Fächern Latein und Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

04/2019 - 12/2022 – studentische und später wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Altertumswissenschaften, Lehrstuhl für Latinistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena

01/2022 - 02/2023 – Lehrkraft für Latein, Geschichte und Mathematik an der Evangelischen Gemeinschaftsschule Erfurt

Seit 01/2023 – Kollegiat beim DFG-Graduiertenkolleg 2792 „Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena