Johanna Schubert

Promovierende/-r - Kohorte 1
Klassische Philologie/ Latinistik
Klassische Philologie/ Gräzistik

Johanna Schubert ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Graduiertenkolleg 2792 „Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Fokus ihres Promotionsprojektes liegt auf Aulus Gellius’ Noctes Atticae, deren Form und Inhalt auf heteronome Praktiken untersucht werden sollen. Als Werk des 2. Jh. n. Chr. positionieren sich die Noctes Atticae als Erben einer Tradition, die rezipiert, wiederentdeckt und erneuert werden soll. In diesen Fundus werden zeitgenössische Erfahrungen des Autors eingeflochten. Es gilt, die Verbindungen zwischen alt und neu zu erfassen sowie ihre Bedeutung für das Gesamtwerk zu eruieren. Nach ihrem Bachelor-Abschluss in Lateinischer Philologie und Sozialkunde (Lehramt) von der Freien Universität Berlin (FU) erlangte Johanna Schubert ihren Master-Abschluss in Klassischer Philologie (FU) mit einer Arbeit über Senecas Epistulae morales (epist. 105). Sie hat als studentische Hilfskraft an der FU und im Corpus Coranicum (BBAW) gearbeitet. Ihre Forschungsinteressen liegen in der lateinischen Philologie, insbesondere der römischen Kaiserzeit, in der Literaturtheorie und in der Zitierkunst der Antike.

Johanna Schubert

Friedrich-Schiller-Universität Jena
GRK 2792 (Theologische Fakultät)
Fürstengraben 6
07743 Jena

Forschungsprojekt

Sammeln, Ordnen, Kommentieren, mit diesen und weiteren Wörtern beschreibt Aulus Gellius das Programm seiner Noctes Atticae (NA), die er im 2. Jh. n. Chr. verfasste. Und als eine bloße Sammlung wurde sein Werk lange Zeit betrachtet: Wissensbrocken wurden herausgelöst, zunächst zur Realienkunde verwendet, dann als Schriftstücke verloren geglaubter Autoren rezipiert.

Das Dissertationsvorhaben setzt sich zum Ziel, die eigenständige Leistung des Autors, dem mithin durchaus auch rhetorische Fähigkeit zugesprochen wurde, hervorzukehren, und nicht die Prätexte an sich, sondern deren Verwendung im gellianischen Text zu analysieren — dies wird vorläufig als ‚Zitat‘ bezeichnet. Daran schließen sich erste Fragen an: Was wird paraphrasiert, wo wörtlich zitiert, wann werden Quellen genannt? Die Beantwortung wird durch Vorarbeiten der letzten Jahrhunderte gestützt, die solche Spuren ‚fremder Werke‘ fleißig sammelten, dabei dem Autor jedoch keine genuine Schöpferkraft zusprachen. Eben dies soll nachgeholt werden, um die Knüpftechniken nachvollziehen zu können, mit denen Gellius seine intrikaten Bildungsnetze entwirft.

Anschließend an neuere Forschung soll neben dem mikroskopischen Blick auf Einzelkapitel auch deren Einbettung in größere Zusammenhänge nachgegangen werden. Wie verhalten sich die Kapitel zueinander? Bilden sich cluster, die sich nicht (nur) thematisch, sondern durch ihren Aufbau zueinander auf eine bestimmte Art verhalten? Wie ordnet Gellius seinen penus („Vorrat“) an, damit nichts übersehen wird? Diese Fragen berühren auch die beigegebenen Kapitelüberschriften, die als Werkindex fungieren.

Curriculum Vitae

Ausbildung

seit Jan. 2023 Doktorandin in der Klassischen Philologie (Friedrich-Schiller-Universität Jena). BetreuerInnen: Prof. Meinolf Vielberg, Prof. Rainer Thiel, Prof. Melanie Möller

Okt. 2018 – Dez. 2022 Master of Arts Klassische Philologie (FU Berlin)

Okt. 2011 – Feb. 2019 Bachelor of Arts Lateinische Philologie und Sozialkunde mit Lehr-amtsoption (FU Berlin)

Tätigkeiten an Universität und Akademie

Juni 2019 – Dez. 2022 Research Assistant (Michael Marx, project Corpus Coranicum at BBAW)

Nov. 2017 – Febr. 2018 Werkverträge an der FU Berlin zur Erstellung eines Projektantrages (Corpus Coranicum Christianum, Leitung: Dr. Manolis Ulbricht)

April 2017 – April 2020 Student Assistant (Prof. Melanie Möller, Chair of Latin Philology at FU Berlin)

Juni 2017 – Mai 2019 Stellvertretendes studentisches Mitglied im Institutsrat des Instituts für Griechische und Lateinische Philologie an der FU Berlin

Okt. – Febr. 2016 Forschungspraktikum an der FU Berlin (Berliner Byzantinistik)

Sept. & Okt. 2016 Mitarbeit an der Antragstellung für den zentralen Lehrpreis 2016 „forschungsorientiert & digital“ der FU Berlin (Leitung: Dr. Manolis Ulbricht) – Offizielle Würdigung des Lehrprojekts „Digitalisierung der Philologie – Das Corpus Coranicum Christianum“ durch den Präsidenten der FU Berlin

Okt. 2014 – June 2017 Mentorin für Lateinische Philologie (FU Berlin)

Veröffentlichungen

Schubert, Johanna, „Ibis“, in: Melanie Möller (ed.): Handbuch Ovid, Stuttgart 2021, 112–115, https://rdcu.be/cXRv1.

Schubert, Johanna/Engels, Vera, „Mensch und Welt“, in: Melanie Möller (ed.): Handbuch Ovid, Stuttgart 2021, 181–187, https://rdcu.be/cXRvt.

Schubert, Johanna, „Periplus Maris Erythraei, §16. fulk (ar.) und epholkion (gr.). TUK 1562“, in: Michael Marx, BBAW (ed.): Corpus Coranicum. Texte aus der Umwelt des Koran, Berlin/Potsdam 2022, https://corpuscoranicum.de/de/verse-navigator/sura/2/verse/164/intertexts/1562.

forthcoming

Schubert, Johanna, „Akademie“, in: Manfred Landfester/Melanie Möller/Michael Thimann (Hgg.): Das 19. Jahrhundert. Lexikon zur Antikerezeption in der frühen Moderne (1800–1914) (DNP Suppl.) (bei den Hgg. eingereicht).

Schubert, Johanna, „Altertumswissenschaftliche Institute“, in: Manfred Landfester/Melanie Möller/Michael Thimann (Hgg.): Das 19. Jahrhundert. Lexikon zur Antikerezeption in der frühen Moderne (1800–1914) (DNP Suppl.) (bei den Hgg. eingereicht).

Schubert, Johanna, „Universität“, in: Manfred Landfester/Melanie Möller/Michael Thimann (Hgg.): Das 19. Jahrhundert. Lexikon zur Antikerezeption in der frühen Moderne (1800–1914) (DNP Suppl.) (bei den Hgg. eingereicht).

forthcoming:

Schubert, Johanna, „Anecdotal agon. Using carmina minora as Rhetorical Weapons in Noctes Atticae 19, 9“, in: Margot Neger/Chiara DiSerio (Hgg.): Greek and Latin carmina minora in Context: The Situational Flexibility of Ancient ‘Minor Poetry’ (bei den Hgg. eingereicht).

Marx, Michael/Schubert, Johanna/Strauch, Timo/Yakup, Abdurishid, „Antikentransformation“, in: Christoph Markschies (ed.), BBAW-Bericht 2020/21, Berlin 2022, 80 f.

Präsentationen

„Alles nur Agon?! Gellius als Kritiker zwischen Zustimmung und Ablehnung“, 26. Aquilonia, FU Berlin, 24 June 2023.

„Aulus Gellius’ 398 Worte des Widerstands. Wieviel Eigenständigkeit steckt in der Kritik?“, im Forschungskolloquium GRK 2792, 8 May 2023.

„Anecdotal agon. Gellius as Listener, Reader, and Critic of Poems“, conference: Greek and Latin carmina minora in context, 18 March 2023.

Vortrag im Forschungscolloquium Latinistik und Mittellatein der FU Berlin, 24 November 2022.

zusammen mit Schnöpf, Markus „Praktischer Umgang mit Forschungsdaten am Abend eines Akademienvorhabens am Beispiel des Corpus Coranicum“, Workshop AG eHumanities der Akademienunion „Geisteswissenschaftliche Forschungsdaten“, 11 November 2022.

zusammen mit Nagel, Denise, „apes enim ego divinas bestias puto, quae mel vomunt (Petron 56, 6) – Wissen, Nutzen und Ästhetik der Biene in antiker griechisch-römischer Literatur“, 30. Jahrestagung der DGGTB 2022: Biologie und Literatur, 24 June 2022.

zotero – digital bibliography of Qurʾānic studies“, Workshop Digital Tools for Studying the Text of the Quran, 14 June 2022.

„Zur Funktion der Spiegelung in Ovids Ibis“, Forschungscolloquium Latinistik und Mittellatein der FU Berlin, 14 February 2019.

zusammen mit Litke, Katharina, Vortrag zu Gregor von Tours, Andreasakten, Nachwuchsforum Latein 2018, 14 April 2018.

zusammen mit Litke, Katharina, „Ovid, Ibis (V. 571–642)“, Nachwuchsforum Latein 2017, 29 April 2017.

zusammen mit Litke, Katharina, „Ovids Ibis (V. 571–644)“, Forschungscolloquium Latinistik und Mittellatein der FU Berlin.

Posterpresentation

„Von Apophthegma bis Zitat. Formen der Heteronomie in Aulus Gellius’ Noctes Atticae“, Eröffnungsveranstaltung des GRK 2792: Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter, 10 January 2023

forthcoming: Schubert, Johanna, „Von Apophthegma bis Zitat. Formen der Heteronomie in Aulus Gellius’ Noctes Atticae“, Workshop Theorie und Text (Eichstätt)