Maria Pätzold

Promovierende/-r - Kohorte 1
Mittel- und neulateinische Philologie

Maria Pätzold ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Graduiertenkolleg 2792 „Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter“. Sie promoviert im Bereich Mittellatein zum anthropologischen Buch der Enzyklopädie De rerum naturis des deutschen Abtes und Erzbischofs Hrabanus Maurus aus dem 9. Jh. n.Chr. Maria Pätzold studierte Klassische Philologie und Papyrologie in Leipzig und Trier und erwarb ihren Magisterabschluss mit einer Arbeit über eine Wortneuschöpfung bei Aristophanes. Nach einigen weiterführenden Studien in den Bereichen Paläographie und Mittellatein gilt ihr Hauptinteresse nun der mittelalterlichen lateinischen Literatur und ihren christlichen Inhalten.

Maria Pätzold

Friedrich-Schiller-Universität Jena
GRK 2792 (Theologische Fakultät)
Fürstengraben 6
07743 Jena

Forschungsprojekt

"Der Mensch hinter dem Menschen – Der Mensch und seine Teile bei Hrabanus Maurus (De rerum naturis, Buch 6)" 

Ganz im Sinne unseres Graduiertenkollegs geht es bei Studien zu Hrabanus Maurus (ca. 780–865 n.Chr.) immer auch um Heteronomie, denn seine Werke sind in erster Linie Kompilationen – Exzerptzusammenstellungen aus früheren Autoren oder Textsammlungen. Es gilt zu untersuchen, wie Hrabans Kompilationsmethode im Einzelnen aussieht, worauf er aufbaut, was er abändert oder auslässt und wie und warum dadurch ein ganz neuer, autonomer Text entsteht.

Ich konzentriere mich in meiner Untersuchung auf das anthropologische Buch „Über den Menschen und seine Teile“ aus der Hrabanschen Enzyklopädie De rerum naturis („Über die Natur der Dinge“). Als Hauptprätext (also Hauptvorlage) dient diesem Werk die Enzyklopädie Etymologiae des spanischen Bischoffs Isidor von Sevilla (ca. 569–636 n.Chr.), aus der Hraban lange Passagen wörtlich übernimmt. In dieser Vorlage bündeln sich zwei Aspekte von Menschenbetrachtung: zum einen das wissenschaftliche Menschenverständnis, das Isidor, auch mit Hilfe der Kompilation, aus der Antike weitertradiert; zum anderen der von Isidor neu herangetragene Blickwinkel der etymologischen Deutung, den es im Hinblick auf den Menschen zu untersuchen gilt.

Hinzu kommt der zweite große Prätext Hrabans: die Schriften der patristisch-exegetischen Kommentartradition. Dort geht es um die allegorische Auslegung des Menschen und seiner Teile (Körperteile, Organe etc.), die auf eine dahinterliegende, ganz eigene christlich-mystische Wahrheit weist. Der Mensch hinter dem Menschen ist also nicht mehr der Mensch, sondern seine Teile stehen beispielweise für christliche Tugenden oder teuflische Versuchungen. Neben zahlreichen Bibelstellen, die diese mystisch-allegorische Ebene des Menschen belegen, zitiert Hraban Kirchenväter und spätantike und frühmittelalterliche christliche auctoritates, vor allem Bibelkommentatoren.

Meine Arbeit mit dem Titel „Der Mensch hinter dem Menschen“ soll also untersuchen, wie Hrabanus Maurus die antik-naturwissenschaftliche und etymologische Menschenbetrachtung Isidor von Sevillas mit der christlichen mystisch-allegorischen Menschenauslegung der patristisch-exegetischen Quellen verbindet und mit welchem Ziel.

Curriculum Vitae

seit 01/2023 Promotionsstelle am Graduiertenkolleg „Die Autonomie heteronome Texte in Antike und Mittelalter“ (FSU Jena)

12/2020–12/2022  wissenschaftliche Hilfskraft (Universität Erfurt, FSU Jena, Handschriftenzentrum der Universitätsbibliothek Leipzig)

10/2020–03/2022   Aufbaustudium „Sammlungsbezogene Wissens- und Kulturgeschichte“ (Universität Erfurt) und „Mittelalterstudien“ (FSU Jena)

12/2019–09/2020 Pflegedienst „Puls der Zeit“ Berlin

05/2017–02/2019 Gutachterin für internationale Studienbewerbungen (uni-assist e.V. Berlin)

 2011–2017 Schriftstellerische Tätigkeit (Roman, Kinderbuch, Kurzgeschichten, Gedichte) und verschiedene Tätigkeiten zur Finanzierung des Lebensunterhalts

2003–2010 Zeiten als studentische Hilfskraft an den Universitäten Leipzig und Trier (Griechische Philologie, Byzantinistik)

2003–2010 Studium der Griechischen Philologie an der Universität Leipzig, (Nebenfächer Germanistik und Musikwissenschaft), an der University of St. Andrews (Schottland) und der Universität Trier (Nebenfächer Papyrologie und Latein); Abschluss durch Magister Artium 2010

2001–2003 Studium der französischen Literatur in Lorient und Nantes (Frankreich); Vordiplom (DEUG de Lettres Modernes)

1988–2001 Schulzeit in Berlin und Frankreich (11. Klasse); Schulabschluss mit dem Baccalauréat Littéraire am Lycée Français de Berlin